Hochzeitsspiele

Musterreden und Textbausteine

Diese Musterreden sollen als Anregung und Ideensammlung dienen. Sie können Sie nach Ihren Wünschen und Vorstellungen anpassen. Verwenden Sie die komplette Rede oder setzen Sie sich aus den verschiedenen Beispielen Ihre persönliche Rede zusammen.

 

Der Bruder spricht zu Hochzeit der Schwester.

 

Liebe Susanne, lieber Thomas, liebe Hochzeitsgäste,
vor gut 8 Monaten ließen meine kleine Schwester und Ihre Freund die Bombe platzen: Sie wollten heiraten! Ich, als Susannes großer Bruder, konnte da nur noch schockiert sein: Schließlich bin ich 3 Jahre älter als Susanne und war in allem immer mit gutem Beispiel vorangegangen. Ich verlor zuerst einen Zahn, ich kam als erster in die Schule und ich durfte als erster in die Disco. Natürlich machte ich auch als erster den Führerschein und das Abitur und zog auch als erster von zu Hause aus. Für Susanne war das praktisch: Sie ließ sich von mir bei den Hausaufgaben helfen, in die Disco schmuggeln und zu ihren Freundinnen fahren. Und auch sonst kam sie gerne mit ihren Problemen zu mir: "Warum seid ihr Jungs bloß so?" Das musste ich mir mehrmals anhören.
Und jetzt heiratet Susanne also! Und zwar als Erste! Vor mir! Zum ersten Mal bin ich ihr nicht voraus und kann ihr nicht mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und noch schlimmer ist: Sie braucht meinen Rat anscheinend gar nicht mehr! Für Thomas hat sie sich jedenfalls ganz alleine entschieden. Und liegt damit auch genau richtig.
Plötzlich war ich derjenige, der neugierig war und die kleine Schwester mit Fragen löcherte: "Woran hast du denn gemerkt, dass Thomas der richtige ist?", habe ich sie gefragt. Susanne hat darauf kurz und knapp geantwortet: "Ich wusste es einfach!" Da kann ich meiner kleinen Schwester nur Recht geben. Jeder, der Susanne und Thomas anschaut, weiß einfach, dass diese beiden zusammengehören. Das sich hier zwei Menschen gesucht und gefunden haben, wie es so schön heißt. Susanne und Thomas sind entschlossen, sich durch nichts und niemand mehr von einander trennen zu lassen. Darüber wollen wir uns heute alle zusammen mit ihnen freuen! Natürlich könnte ich Thomas jetzt eine Kleinigkeit über seine Braut verraten, die ihn vielleicht überraschen würden. Zum Beispiel, dass er keineswegs der erste Mann ist, den Susanne heiraten wollte. Denn nur weil der "Geißenpeter" eine Zeichentrickfigur war, durfte Thomas heute neben Susanne am Traualtar stehen. Oder dass Susanne an ihrem 16. Geburtstag keineswegs bei ihrer Freundin Claudia übernachtet hat, wie unsere Eltern glaubten. In Wahrheit zog sie mit mir und meinen Freunden bis vier Uhr morgens durch das Hamburger Nachtleben. Ob sie dabei auch etwas getrunken hat? Das musst du sie schon selber fragen, lieber Thomas! Doch vermutlich weißt du das alles schon längst. Denn wer einmal Susannes Herz gewonnen hat, kennt bald alle ihre Geheimnisse.
Diese Offenheit macht dich zu dem wundervollen Menschen, der du bist, liebes Schwesterlein. Doch sie macht dich auch verletzlich. Als du noch klein warst, habe ich immer all die bösen Jungs verhauen, die dich geärgert haben. Meiner Schwester durfte eben niemand etwas zu Leide tun! Dich lieber Thomas muss ich hoffentlich nicht versohlen - und ich hoffe, das nicht nur, weil du einen halben Kopf größer bist als ich. Ich hoffe das vor allem deshalb, weil ich meine kleine Schwester auch heute noch vor jedem Kummer beschützen möchte. Doch mittlerweile kenne ich dich gut. Ich weiß, dass ich sie vor dir ganz bestimmt nicht beschützen brauche. Stattdessen übertrage ich nun dir dieses ehrenvolle Aufgabe: Pass gut auf meine Schwester auf!
Und wenn Susanne heute doch noch einmal ihren großen Bruder um Rat fragen sollte? Dann würde ich ihr vor allem eines mit auf den Weg geben: Vergiss nie, warum du Thomas geheiratet hast - aus Liebe! Daran solltet ihr beide immer denken. Vielleicht verliert ihr diese Liebe im Laufe der Jahre einmal aus den Augen oder sie geht im stressigen Alltagsleben beinahe unter. Dann müsst ihr nur ganz genau hinsehen und sie wieder finden. Und vielleicht suche in ein paar Jahren ja auch ich einmal den Rat meiner großen kleinen Schwester. Vielleicht stehe ich dann vor ihr wie ein kleiner Junge und frage: "Wie merkt man, ob man jemanden heiraten will?" Und vielleicht hält Susanne ja dann einmal eine Rede auf meiner Hochzeit!
Liebe Susanne, lieber Thomas, ich wünsche euch von ganzen Herzen alles Gute auf eurem Weg in eine gemeinsame Zukunft, Ich wünsche euch, dass ihr immer so glücklich seid wie heute. Ich wünsche euch, dass alle eure Wünsche in Erfüllung gehen! Ich wünsche euch alles Glück dieser Welt.

 

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Die Schwester des Bräutigams hält eine Rede

 

Liebe Susanne, lieber Thomas, lieber Hochzeitsgäste,
heute ist es also geschehen: Mein großer Bruder Thomas hat seine Susanne vor den Traualtar geführt. Dazu ist im Laufe des heutigen Tages ja schon einiges gesagt worden. Susannes Vater hat über den Wandel der Ehe im Laufe der Zeiten philosophiert, und unsere Mutter hat dem frisch gebackenen Ehepaar ein paar weise Ratschläge mit auf den Weg in die gemeinsame Zukunft gegeben. Aber wussten Sie, dass selbst unser Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe etwas zur Eheschließung von Susanne und Thomas zu sagen hatte? Der weise Geheimrat sprach nämlich einmal: "In der Komödie sehen wir eine Heirat als das letzte Ziel eines durch die Hindernisse mehrerer Akte verschobenen Wunsches, und im Augenblick, das erreicht ist, fällt der Vorhang, und die momentane Befriedigung klingt bei uns nach. In der Welt ist es anders; da wird hinten fortgespielt, und wenn der Vorhang wieder aufgeht, mag man gern nichts weiter davon sehen noch hören."
So wie Goethe es für die Komödie seiner Zeit beschrieb, erleben wir es heute immer wieder im Kino. Nach etlichen Hindernissen und Verwirrungen "kriegen sich" die beiden Hauptdarsteller endlich. Höhepunkt - und gleichzeitig Schlusspunkt - des Filmes ist er lang herbeigesehnte Kuss. Wenn der Film Überlänge hat, bekommen wir vielleicht noch eine Hochzeit zu sehen. Doch spätestens dann läuft der Abspann, und die Lichter im Saal gehen wieder an. Und das Publikum verlässt glücklich und zufrieden das Kino.
Im Film ist eine Hochzeit das Ende: das berühmte Happyend. Doch im wirklichen Leben ist das anders. Hier ist eine Hochzeit immer auch ein Anfang, der Start in eine gemeinsame Zukunft. Die Beziehung ist nicht mehr nur ein Provisorium, das man jederzeit wieder auflösen kann, sondern ihr beide, liebe Susanne und lieber Thomas, habt euch entschlossen, für immer zusammen zu bleiben. Am Anfang eurer Partnerschaft standen noch Fragen wie "Lieben wir uns auch wirklich?" oder "Ist das auch der richtige Partner für mich?" im Mittelpunkt. Nun kennt ihr die Antwort und habt sie heute auch vor allen Gästen mit einem einzigen Wort bekräftigt: "Ja."
Dafür werden nun andere Fragen und Probleme auf euch zukommen. Ihr müsst darauf achten, dass die Routine und die Gewohnheit des Ehealltags eure Liebe nicht auffressen. Und ihr müsst euch bewusst sein, dass jede Entscheidung, die ihr von nun an trefft, nicht mehr nur einen von euch betrifft. Doch dafür bekommt hier auch sehr viel geschenkt: Ihr habt versprochen, in guten wie in schlechten Zeiten zueinander zu halten und füreinander da zu sein. Ein Partner, der zu einem steht und immer für einen da ist, ist ein wertvolles Geschenk, das ihr nie für selbstverständlich halten dürft. Und Ihr wisst nun auch, dass es da jemanden gibt, der euch so sehr liebt, dass er sein ganzes Leben mit euch verbringen will: Auch dies ist ein Geschenk, das ihr nicht ausschlagen dürft. Anders als im Film ist eine Hochzeit im wahren Leben eben ganz und gar kein Schlusspunkt, sondern Ausgangspunkt für viele wunderschöne gemeinsame Erfahrungen.
Doch wie in Goethes Komödie oder in einer modernen Liebesschnulze musstet auch ihr einige Hindernisse im Laufe eurer Beziehung überwinden. Da war zuerst einmal die Fernbeziehung, die ihr zunächst noch geführt habt. Von Hamburg nach München ist es nun mal kein Katzensprung. Anfangs war es gewiss nicht einfach, sich unter diesen Bedingungen richtig kennen zu lernen. Doch hattet ihr das Glück, die Wochenenden ganz für euch reservieren zu können. So konntet ihr die wenige Zeit ganz intensiv miteinander verbringen. Schnell war es euch klar, liebe Susanne und lieber Thomas, dass eure Beziehung etwas besonders Wertvolles war. Die ganzen Strapazen waren es wert. Und als Susanne dann endlich nach München zog, waren wohl nur zwei darüber traurig: die Telekom und die Deutsche Bahn. Sie müssen nun nämlich erhebliche Umsatzeinbußen verkraften. Doch auch als Susanne in München angekommen war, war nicht plötzlich alles eitel Sonnenschein. Ihr neuer Job hielt nicht das, was er versprochen hatte, und auch ihrer Hamburger Freunde fehlten ihr sehr. Kein Wunder, dass sie manchmal das Gefühl hatte, für Thomas ihr ganzes Leben aufgegeben zu haben! Thomas stand ihr in diesem schwierigen Tagen mit viel Verständnis bei, und gemeinsam erkannten sie, dass es sich lohnte, für ihre Beziehung zu kämpfen. Susanne fand bald einen besseren Job und neue Freunde. Und wenn mich nicht alles täuscht, schleicht sich bereits ab und zu der Hauch eines bayerischen Akzents in ihre hanseatische Ausdrucksweise ein! In einem Punkt muss ich dem Dichterfürsten allerdings ganz erheblich widersprechen. Goethe meinte: "Wenn der Vorhang wieder aufgeht, mag man gern nichts weiter [von der Ehe] sehen noch hören." Das stimmt ganz und gar nicht. Ihr beide seid zwar jetzt verheiratet, doch möchte ich euch trotzdem weiterhin gern sehen und von euch hören. Ich will wissen, wie eure Geschichte weitergeht. Ich will sehen, wie aus dem Happyend ein Happystart in eine glückliche Zukunft wird. Und ich will hören, wie eines Tages statt Madonna oder Robbie Williams Babygeschrei durch eure Wohnung schalt. Liebe Susanne, lieber Thomas, ich wünsche auch ganz viel Glück für eure Zukunft. Darauf wollen wir nun alle unsere Gläser erheben und anstoßen. Auf die Ehe von Susanne und Thomas!

 

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Die beste Freundin der Braut hält eine Rede

 

Liebe Susanne, lieber Thomas, liebe Bekannte und Unbekannte. Susanne und ich kennen uns schon aus dem Sandkasten, und im Laufe aller bisher vergangenen Jahre hat mir meine beste Freundin schon den einen oder anderen potentiellen Ehemann vorgestellt. Der erste war Captain Future. Dieser Mann war groß, stark und intelligent und konnte sich aus jeder noch so ausweglosen Situation befreien. Leider war Captain Future der Held einer Zeichentrickserie und stand somit leider nicht zur Verfügung. Der nächste war Matthias aus der Parallelklasse, der den Zauberwürfel in 3 min perfekt zusammensetzen konnte. Und auch Matthias hätte Susanne wohl sofort geheiratet - wenn, ja wenn man mit 10 Jahren schon heiraten dürfte. Im Nachhinein war es jedoch ganz gut, dass die beiden damals nicht geheiratet haben, nicht viel später legte sich Matthias ein BMX-Rad zu und fand alle Mädchen "doof". Auch Susanne. Und so fanden eben auch wir alle Jungs doof, die realen jedenfalls. Stattdessen träumten wir lieber davon, dass Ritter auf weißen Pferden um hübsche Prinzessinnen - also um uns - kämpften. Natürlich wollten wir nur die allerbesten und allerschönsten Bewerber erhören. Unglaublich stark und tapfer mussten sie sein und uns gegen alle feindliche Angriffe - in erster Linie von Seiten der Lehrer - verteidigen. Gedichte sollten sie rezitieren, uns auf Händen tragen und auf Rosen betten. Mit ihrem edlen Ritter wollte Susanne dann auf einem Märchenschloss leben, natürlich mit einer ganzen Schar blond gelockter Kinder. Und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie noch heute… Vorsorglich nahm Susanne sogar schon einmal Reitstunden, damit sie später mit ihrem Auserwählten in den Sonnenuntergang reiten konnte. Und außerdem konnte man ja nie wissen, ob sich der Stallbursche nicht vielleicht als verkleideter Prinz entpuppen würde… Dass Susanne auch heute noch eine begeisterte Reiterin ist, würde mir da schon etwas zu denken geben, lieber Thomas. Aber zu dir kommen wir später!
Auf diesen imaginären edlen Ritter folgten dann in mehr oder weniger regelmäßigem Wechsel allerlei süße Jungs aus den oberen Klassen, aus der Tanzstunde, Tom Cruise, der gut aussehende Englischlehrer oder Brad Pitt. Alles ideale Heiratskandidaten - doch hatten sie leider auch eines gemeinsamen: Sie waren unerreichbar oder wollten zumindest nichts von Susanne wissen. Natürlich gab es zwischendurch auch den einen oder anderen realen Mann in Susannes Leben. Doch mit diesem Exemplaren verhielt es sich genau umgekehrt wie mit dem Froschkönig aus dem Märchen: Susanne küsste einen vermeintlichen Prinzen und der verwandelte sich prompt in einen hässlichen Frosch.
Bis dann Thomas kam. Nicht auf einem weißen Pferd, sondern ganz normal zur Tür herein, auf der Geburtstagsparty einer gemeinsamen Bekannten. Auch nicht in einer glänzenden Rüstung, sondern ganz banal in T-Shirt. Thomas rezitierte auch keine Gedichte, um Susannes Gunst zu gewinnen, sondern schüttete ihr ganz profan ein Glas Sekt über die Bluse. Und was machte meine sonst so temperamentvolle beste Freundin? Anstatt diesem Loser gehörig die Meinung zu sagen, nahm sie seine Einladung ins Kino ein! "Ich weiß auch nicht, warum ich das gemacht habe, aber irgendwie finde ich ihn süß", gestand sie mir ein wenig später. Eigentlich hätte ich hellhörig werden müssen, als sie mir nach dem Kinobesuch erzählte, sie hätte sich bei Notting Hill gar nicht richtig auf Hugh Grant konzentrieren können - nur weil Thomas neben ihr saß!
In den nächsten Tagen und Wochen tauchte der Name Thomas dann plötzlich in jedem zweiten Satz auf, den Susanne von sich gab. Statt einem "ich" bekam ich immer häufiger ein "wir" zu hören. Und natürlich hatten sämtliche Männer, die ihr von da an im wahren Leben oder auf der Kinoleinwand begegneten, überhaupt keine Chance mehr gegen "ihren" Thomas! Mit der Zeit lernte auch ich Thomas besser kennen. Nie werde ich Susannes strahlende Augen vergessen, als ich ihr sagte, dass ihr Traumprinz auf dem kritischen Blick der besten Freundin ohne weiteres standhielt. Das Thomas allerdings tatsächlich Susannes Traumprinz ist, wurde mir auf einer Radtour klar. An einem schönen Sommertag radelten Susanne, Thomas, mein damaliger Freund Johannes und ich in die westlichen Wälder. Ich betrachtete das vor mir radelnde Paar und erkannte, dass ich mir Susanne gar nicht mehr ohne Thomas vorstellen konnte. Dass die beiden zusammen waren, schien mir die natürlichste Sache auf der ganzen Welt. Und ich war auch überhaupt nicht eifersüchtig darauf, dass Susanne nun so viel Zeit mit Thomas verbrachte, ganz im Gegenteil: Ich mochte diese fröhliche und glückliche Susanne, die trotz aller Verliebtheit immer noch Zeit für ihre beste Freundin hatte. Und noch etwas konnte ich bei dieser Radtour beobachten: Dass Thomas ebenso viel für Susanne empfand wie sie für ihn. Die beiden gingen so liebevoll miteinander um, und in ihren Augen lag ein ganz besonderer Glanz. Dass ich mich kurz darauf von meinem Freund Johannes trennte, weil mir in unserer Beziehung etwas zu fehlen schien, hängt übrigens auch mit diesem Ausflug zusammen. Doch das ist eine ganz andere Geschichte…
Kurz nach dieser Radtour erzählte ich Susanne von meinen Gefühlen und Beobachtungen und folgerte: "Du hast mit Thomas wirklich das große Los gezogen." Sie sagte darauf nur: "Ja, das habe ich." Deshalb hat es mich nicht allzu sehr überrascht, als Susanne und Thomas vor ein paar Monaten an einem verregneten Sonntag bei mir aufkreuzten und mit strahlender Miene erklärten: "Wir heiraten!" Für mich war das seit dieser Radtour klar gewesen. Und ich denke, jeder, der heute hier ist, kann sehen, dass diese beiden Menschen einfach zusammengehören. Ich kann heute nur meine damaligen Worte wiederholen: Susanne, du hast mit Thomas wirklich das große Los gezogen. Und Thomas, auch du hast mit Susanne das große Los gezogen. Mit anderen Worten: Mit eurer Hochzeit habt Ihr euch heute den Hauptgewinn abgeholt. Ich wünsche euch alles, alles Gute für eure Zukunft!

 

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Ein Trauzeuge spricht bei einer Hochzeit.

 

Liebe Susanne, lieber Thomas, liebe Bekannte und Unbekannte, als Thomas’ bester Freund war ich sehr verwundert, als er mich bat, sein Trauzeuge zu werden. Nicht, weil ich überrascht war, dass ich Thomas so wichtig bin. Sondern weil Thomas bis dahin der schlimmste Heiratsgegner war, dem ich je begegnet bin. Wurde nur das Wort "Hochzeit" erwähnt, verzog er schon das Gesicht. Und jetzt sitzen wir heute alle hier beisammen und Feiern seine Hochzeit!
Was war also passiert? Den Grund für Thomas plötzlichen Sinneswandel kann ich mit einem Wort zusammenfassen: Susanne. Wollte ich jetzt böse sein, so könnte ich sagen, Susanne hat meinen besten Freund verhext. Er ist nicht mehr so, wie ich ihn kenne. Doch genau das Gegenteil ist der Fall: Thomas ist jetzt so, wie er eigentlich schon immer war, er hatte sich nur lange hinter einer coolen Fassade versteckt. Susanne hat ihn dazu gebracht, diese zynische Höhe abzustreifen. Sie schaffte es, den liebevollen und empfindsamen Menschen, der darunter verborgen lag, hervorzuholen. Und ist uns dieser Thomas nicht allen viel lieber? Susanne war also die gute Fee, die den Zauber von dem hässlichen Frosch nahm, so dass der verwunschene Prinz wieder zum Vorschein kam.
Dabei nahm es gar keinen guten Anfang mit den beiden. Ich erinnere mich noch ganz genau. Im Winter 1999 wollte ich mit einer Gruppe von Freunden ein Wochenende auf einer Skihütte verbringen. Ganz klar, dass auch Thomas dabei sein sollte. Zwar ohne weibliche Begleitung, doch wie ich ihn kannte, würde das nicht lange so bleiben. Denn kaum ein weibliches Wesen war damals sicher vor ihm. Auch Susanne war mit von der Partie, eine Kollegin meiner Freundin Christina. Susanne hatte sich gerade von ihrem Freund getrennt. Christina war sich gar nicht so sicher, ob Sie in unserer Clique richtig aufgehoben war: "Und der einzige Single-Mann ist Thomas! Am Schluss denken die beiden noch, dass wir sie verkuppeln wollen! Die passen doch gar nicht zusammen!" Das waren ihre Bedenken.
Und sie hat nicht ganz Unrecht: Susanne und Thomas hassten sich auf den ersten Blick. Wie immer schaute Thomas jedem vorbeirauschenden Skihaserl nach. Susanne brachte das auf die Palme, oder in diesem Fall auf die Latschenkiefer. Sie legte sich furchtbar über den Macho Thomas auf. Am Abend kam es dann auch zum großen Krach: Die beiden schrien sich an, die Türen knallten zu, und den Rest des Wochenendes über herrschte eisige Stimmung. Und zwar nicht nur im glitzernden Schnee auf dem Skihang. "Na toll", dachten wir uns, "jetzt haben es die beiden Streithähne geschafft, uns den ganzen Skiausflug zu verderben."
Der Name Susanne fiel zwischen mir und Thomas von diesem Tag an nicht mehr. Doch nach ein paar Wochen ging auf einmal eine merkwürdige Veränderung mit Thomas vor. Plötzlich hatte er kaum noch Zeit für seine besten Freunde. Einmal ertappte ich ihn sogar, wie er gerade ein Blumengeschäft verließ. Schnell schlich er sich davon, doch der riesige Strauß roter Rosen war mir nicht entgangen. "Thomas wird doch wohl nicht eine ernsthafte Beziehung haben?", dachte ich. "Unmöglich!" Irgendwann musste ich ihn einfach darauf ansprechen. Und was macht er? Er druckste herum und gab dann doch zu, dass es da tatsächlich jemanden gebe. Und richtig rot wurde er auch noch! Wer ist sie denn? Darauf gab es erst einmal keine Antwort. Einen Monat lang spannte er mich noch auf die Folter, doch dann konnte er ist nicht länger für sich behalten. Ich hatte nämlich Geburtstag und forderte Thomas auf, mit Begleitung zur Party zukommen. Und fiel dann beinahe in Ohnmacht, als ich die Wohnungstür öffnete und Thomas und Susanne erblickte!
Was in Gottes Namen war passiert? Nun, einige Wochen nach dem verunglückten Skiurlaub waren sich die beiden zufällig im Supermarkt wieder begegnet. Thomas entschuldigte sich für sein unmögliches Benehmen und lud Susanne zur Wiedergutmachung auf eine Tasse Kaffee ein. Und dabei stellten die beiden dann fest, dass sie sich doch nicht so unsympathisch waren. Wie es halt im Leben so geht: Eines kam zum anderen, und nun sind wir alle hier versammelt und feiern die Hochzeit von Susanne und Thomas.
Was lernen wir also aus dieser langen Geschichte? Erstens: Das Skiwochenende war doch nicht für alle Teilnehmer im Eimer. Ganz im Gegenteil: Für Thomas und Susanne war es der Start in ein neues Leben, auch wenn sie das damals ganz bestimmt nicht geglaubt hätten. Zweitens: Es gibt auch Liebe auf den zweiten Blick. Ihr beide, liebe Susanne und lieber Thomas, seid das beste Beispiel dafür, dass es sich lohnen kann, einen Menschen eine zweite Chance zu geben. Und drittens: Thomas ist von seiner Hochzeitphobie geheilt. Er hat endlich gelernt, dass es wahre Liebe gibt und dass zwei Menschen füreinander bestimmt sein können. Und das hat er nur dir zu verdanken, liebe Susanne!
Als euer Trauzeuge wünsche ich euch nun alles Gute für eure gemeinsame Zukunft. Ihr habt euch bereits bei eurer ersten Begegnung von eurer schlimmsten Seite kennen gelernt und im Laufe der Zeit eure guten Seiten entdeckt. Wir alle hoffen, dass die schlechten Seiten im Schnee des Zillertals verschüttet wurden und dort auch für immer liegen bleiben. Erheben wir nun die Gläser auf das Brautpaar. Ein Hoch auf Susanne und Thomas!

 

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